2018: Mit mehr Agilität die Hochschule gestalten

2018: Mit mehr Agilität die Hochschule gestalten

Die wachsende Dynamik der digitalen Transformation, die Globalisierung sowie weitere Entwicklungen des gesellschaftlichen Wandels fordern von Hochschulen mehr denn je, ihre Strukturen und Prozesse anzupassen, um auf Veränderungen reagieren zu können.

Agilität ist in den letzten Jahren als Konzept und Managementmethode zu einem viel besprochenen Thema geworden. Der ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammende Ansatz und die damit verbundene Haltung sowie die in diesem Umfeld erprobten Methoden finden derweil in unterschiedlichsten Bereichen von Organisationen Anwendung. Sie werden in einem explorativen Ansatz in verschiedenen Bereichen auf deren Anwendbarkeit und Wirkung geprüft.

Auch für Hochschulen ist die Idee von «doing and being agile» von Interesse. Dabei stellt sich die grundsätzliche Frage, inwieweit und in welchen Bereichen kann oder sollte eine Hochschule agil sein? Muss sie sich dynamischer aufstellen und insgesamt flexibler werden, um sich erfolgreich positionieren zu können? Wie lassen sich agile Grundsätze und Methoden in die Struktur und Kultur einer Hochschule integrieren? Und worin bestehen die Herausforderungen, eine Hochschule agiler zu gestalten? Dabei stellt sich grundsätzlich die Frage: Wozu sollten Hochschulen überhaupt agiler werden?

Agilität als Widerspruch zur Hochschulkultur?

Um Antworten und Impulse auf die genannten Fragen zu finden, haben wir auf verschiedenen Ebenen den Kontext «Hochschule» betrachtet. Die genannten Fragestellungen bildeten die Grundlage für die von der Berinfor durchgeführten Online-Erhebung. Des Weiteren hatten wir Gelegenheit, im Rahmen von Experteninterviews vertiefende Aspekte von Agilität für den Hochschulkontext zu betrachten. Eine Literaturrecherche gab zudem Aufschluss darüber, wie das Thema auf Hochschulen übertragen werden kann.

Die Ergebnisse der Befragung lassen sich in sechs zentralen Punkten zusammenfassen:

  1. Mehr Agilität für die Hochschule wird überwiegend als notwendig erachtet. Zugleich werden Hochschulen in vielen Bereichen bereits als agil wahrgenommen. Dennoch scheint das Potential für mehr Agilität in der Hochschule insgesamt gross.
  2. Es zeigt sich eine ausgeprägte Ambivalenz hinsichtlich agiler Merkmale von Hochschulen, die sich in häufigen «teils-teils-Einschätzungen» widerspiegelt. Diese Ambivalenz ist mitunter auch der Vielschichtigkeit einer Hochschule geschuldet, wie im vorhergehenden Punkt verdeutlicht wurde.
  3. Agile Methoden, eine offene Feedbackkultur sowie die agilere Gestaltung des Miteinander-Arbeitens werden als grösste Handlungsfelder der Hochschule wahrgenommen.
  4. Die Entwicklung und Förderung von Agilität innerhalb der Hochschule sind wesentliche Führungsaufgaben, die es wahrzunehmen und zu gestalten gilt.
  5. Agilität erfordert strukturelle und kulturelle Rahmenbedingungen.
  6. «Mit mehr Agilität die Hochschule gestalten» heisst, die Mitarbeitenden zu qualifizieren und in Veränderungsprozesse einzubinden.

 

Wie packen wir es an?

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Um mit mehr Agilität die Hochschule zu gestalten, scheint es in einem ersten Schritt sinnvoll, sich mit dem Thema Agilität auf der Führungsebene der Hochschule vertiefend auseinanderzusetzen.

Mögliche Schritte und Herangehensweisen hin zu mehr Agilität könnten sein, …

  • zu reflektieren, inwieweit Agilität (als Haltung und Methode) eine Möglichkeit für die weitere Entwicklung der Hochschule darstellt.
  • innerhalb der Hochschule die Bereiche zu identifizieren, die das Potential für Agilität aufweisen.
  • Anspruchsgruppen herauszufiltern, mit denen die Zusammenarbeit agiler gestaltet werden könnte.
  • entweder ein umfassendes Programm zur Entwicklung von Agilität (Vision, Werte, Planung und Struktur für die Programmentwicklung, Kompetenzentwicklung, etc.) zu gestalten oder alternativ respektive ergänzend
  • im Sinne eines «Bottom-Up»-Ansatzes durch Ausprobieren und Experimentieren agile Methoden in einzelnen Bereichen oder Projekten im Sinne der oben genannten «Keimzellen» anzuwenden.
  • den Austausch zu Fragen oder Möglichkeiten von Agilität innerhalb der Hochschule zu fördern (bspw. Peer-Exchange/Coaching im Rahmen gezielter Veranstaltungen), und damit auch den Grundgedanken von Agilität, die Kommunikation, ins Zentrum zu stellen.
  • aus erfolgreichen Beispielen einen positiven Lerneffekt für weitere Bereiche der Hochschule abzuleiten, sodass sich kontinuierlich mehr Agilität als Haltung und Methode in verschiedenen Kontexten implementieren lässt.

Wir freuen uns, mit Ihnen das Thema weiterführend zu diskutieren und so den Diskurs des Hochschulmanagements weiter mitzugestalten.